Ende Oktober stellten 13.446 Menschen einen neuen Weltrekord im Simultanschach auf. Ort dieses Ereignisses war der Zócalo von Mexiko-Stadt, der riesige Hauptplatz im Zentrum der Stadt. Jeweils ein Schachmeister duellierte sich mit bis zu 26 GegenspielerInnen gleichzeitig. 2.750 Spieltische nahmen in einem Schachbrettmuster angeordnet den ganzen Platz ein.
Bevor in Amerika derartige Rekordversuche unternommen werden konnten, legte das Schachspiel in seiner Entwicklung weite Wege zurück. Indien im 6. Jahrhundert gilt als das Geburtsland des Zweischachs. Von dort kam das Schachspiel vermutlich über das Persien der Sassanidenzeit (224-642 n.Chr.) in den von Kalifen beherrschten arabischen Raum und schließlich über Spanien oder Italien nach Europa. Erst mit der so genannten großen Spielreform im 15. Jahrhundert gewann das Spiel in Europa die Gestalt des modernen Schachs. Regeländerungen, deren Zustandekommen ungeklärt ist, machten das Schachspiel schneller und kombinationsreicher. Die Ur-Dame und der Ur-Läufer verloren ihre kurzen Schritte, ihr Aktionsradius vergrößerte sich. Es ist vielleicht kein Zufall, dass dies im 15. Jahrhundert geschah.
Europas Entdeckung von Amerika und die Umsegelung Afrikas gab den Menschen ein neues Gefühl von Weite. Die nunmehrige Beherrschung der Diagonalen durch Läufer und Dame versuchen Schachhistoriker mit der Überwindung größerer Entfernungen auf dem Meer zu erklären. Ob die SchachspielerInnen am Zócalo oder in Wiener Kaffeehäusern noch diese Weite im Sinn haben?